Sollte Washington die eingefrorenen russischen Guthaben an die Ukraine transferieren, hätte dies katastrophale Auswirkungen auf den Status des US-Dollars als Weltreservewährung, so Yale-Professor und Nobelpreisträger Robert Shiller. Das Vertrauen in den Greenback wäre dahin.
Die Entscheidungsträger in Washington scheinen derzeit alles darauf zu setzen, den Status des US-Dollars als Weltreservewährung weiter schwächen zu wollen. Gerade erst im November hat der chinesische Yuan den japanischen Yen erstmals bei den globalen Zahlungen überholt und sich den vierten Platz gesichert. Zwar spielt der US-Dollar mit etwa 47 Prozent (vor dem Euro mit 23 Prozent) eine tragende Rolle im internationalen Handel, doch die Zeiten beginnen sich bereits zu ändern.
Schon der Ausschluss Russlands aus dem SWIFT-System hat dazu geführt, dass immer mehr Länder nach Alternativen suchen. Moskau hat als wichtiger Ressourcen-Exporteur nämlich einen anderen Hebel, um solche Sanktionen zu umgehen. Das haben kleinere, verwundbarere Länder nicht. Doch sollten die Politiker in Washington tatsächlich eingefrorene russische Guthaben nach Kiew transferieren, wäre dies ein weiterer Schlag für den Greenback.
Der Nobelpreisträger und Yale-Professor Robert Shiller sagte der italienischen Zeitung „La Repubblica„, dass „wenn Amerika das heute Russland antut… dann kann es das morgen mit jedem machen.“ Der Ökonom erklärte weiter: „Dies wird den Heiligenschein der Sicherheit zerstören, der den Dollar umgibt, und wird der erste Schritt zur Entdollarisierung sein, zu der viele zunehmend zuversichtlich tendieren, zum Beispiel von China bis zu den Entwicklungsländern, ganz zu schweigen von Russland selbst.“
Es ist allerdings nicht anzunehmen, dass der Euro oder das Britische Pfund davon profitieren würden. Denn auch die europäischen Alliierten der Amerikaner haben sich an der Einfrierung von insgesamt rund 300 Milliarden Dollar an Auslandsreserven beteiligt. Und auch dort wurde die Idee der Übertragung dieser Reserven nach Kiew bereits diskutiert. Denn auch dort will man zusehends nicht mehr Unsummen für den Krieg in der Ukraine ausgeben, sondern dafür Moskau zur Kasse bitten.
„Ich bin nicht überzeugt davon, dass dies der richtige Weg ist“, sagte Shiller, der 2013 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt und für seine Expertise in Verhaltensökonomie und Makroökonomie bekannt ist. „Zusätzlich zu der Tatsache, dass dies für den russischen Führer eine Bestätigung dafür sein wird, dass es sich bei dem, was in der Ukraine geschieht, um einen Stellvertreterkrieg handelt, könnte es sich paradoxerweise gegen Amerika und den gesamten Westen wenden“, fuhr er fort und fügte hinzu, dass dies der Fall wäre, wenn der Ukraine beschlagnahmte russische Vermögenswerte übergeben würden, denn das könnte „zu einer Katastrophe für das gegenwärtige, vom Dollar dominierte Wirtschaftssystem“ werden.